Die Sonne tut uns gut! Sie macht gute Laune, hilft unserem Körper beim Bilden von Vitamin D und bringt Licht in unseren Alltag. Aber zu viel Sonne schadet der Haut. UV-Strahlen können Sonnenbrand, vorzeitige Hautalterung und sogar Hautkrebs verursachen. Deshalb ist Sonnenschutz für alle Menschen wichtig – egal, ob die Haut hell, dunkel, jung oder alt ist.
Für Menschen mit Neurodermitis ist Sonnenschutz besonders wichtig. Ihre Haut ist empfindlicher, trockener und oft nicht so gut geschützt wie gesunde Haut. UV-Strahlen können Reizungen verstärken und neue Schübe auslösen. Deshalb braucht die Haut bei Neurodermitis besonderen Schutz – aber das ist nicht immer einfach.
Neurodermitis und Sonnenschutz. Was macht die Auswahl so schwierig?
Neurodermitis geht mit einer sehr empfindlichen, gestörten Hautbarriere einher. Das bedeutet, dass die Haut von Neurodermitis-Betroffenen auf äußere Einflüsse schneller gereizt reagiert. Zugleich ist konsequenter Sonnenschutz wichtig – aber viele Sonnencremes enthalten Inhaltsstoffe, die bei Neurodermitis problematisch sein können.
Nicht jede Sonnencreme ist also gut verträglich. Besonders bei Neurodermitis reagieren viele Betroffene empfindlich auf bestimmte Inhaltsstoffe.
Reizstoffe in Sonnencremes bei Neurodermitis
Die Haut bei Neurodermitis ist weniger widerstandsfähig, sodass Kontaktstoffe leichter Irritationen oder Allergien auslösen können. Zu den problematischen Inhaltsstoffen in Sonnencremes für empfindliche Haut zählen insbesondere:
Alkohol (Ethanol, Alcohol denat.):
Kann die Haut stark austrocknen und irritieren. Alkohol löst Lipide aus der Haut und schwächt so die Schutzbarriere. Bei Neurodermitis können alkoholhaltige Sprays oder Lotionen sofortiges Brennen und Stechen verursachen.
Tatsächlich sind solche sofortigen irritativen Reaktionen durch hohen Alkoholgehalt die häufigste unerwünschte Wirkung von Sonnenschutzmitteln. Die daraus resultierende Trockenheit und Mikro-Schädigung der Haut begünstigt Entzündungsprozesse.
Duftstoffe (Parfüm):
Parfümierte Sonnencremes enthalten Duftstoffe, die häufig Allergien auslösen. Duftstoffe sind eine der häufigsten Ursachen für allergische Kontaktekzeme der Haut. Bei Neurodermitis ist die Hautabwehr überempfindlich; trifft ein Duftstoff (oft ein Mix verschiedener chemischer Verbindungen) auf die geschädigte Barriere, kann das Immunsystem mit Entzündung und Ekzem reagieren. Typisch wäre starker Juckreiz, Rötung und nässende Ekzeme einige Stunden bis Tage nach dem Auftragen.
Konservierungsstoffe:
Konservierungsmittel schützen die Creme vor Keimbefall, können aber empfindliche Haut reizen.
Parabene (z. B. Methylparaben, Propylparaben) gelten in niedriger Konzentration als sicher, stehen aber dennoch im Verdacht, Allergien auszulösen. Problematischer sind oft Alternativen wie formaldehydabspaltende Konservierer (z. B. Quaternium-15), die stark sensibilisierend wirken können.
Insgesamt tragen Konservierungsstoffe somit potenziell zur Hautreizung und -entzündung bei – insbesondere bei vorgeschädigter Haut.
Emulgatoren:
Emulgatoren verbinden Fett und Wasser in Cremes. Einige dieser Hilfsstoffe können jedoch selbst reizend wirken oder Allergien auslösen. Zum Beispiel gelten cetyl- und stearylalkoholhaltige Emulgatoren (Cetylstearylalkohol) sowie Emulgatoren auf Aminbasis wie Triethanolamin als häufige Auslöser von Kontaktekzemen in Sonnenschutzmitteln.
Emulgatoren können die Haut leicht entfetten (da sie Fett lösen) und so die Barriere schwächen. In Neurodermitis-Haut, die ohnehin weniger schützende Lipide hat, kann dies zu Austrocknung und Mikrorissen führen – ein Nährboden für Reizungen. Bestimmte Emulgatoren – wie etwa Wollwachsalkohole (Lanolin) – können Kontaktallergien auslösen und so das Immunsystem zu entzündlichen Ekzemreaktionen anregen. Deshalb empfiehlt es sich für Menschen mit Neurodermitis, möglichst emulgatorarme oder -freie Produkte zu wählen, um die empfindliche Hautbarriere nicht zusätzlich zu belasten.
Willst du mehr zum Thema Inhaltsstoffe erfahren, dann lies unseren spannenden Artikel "Neurodermitis und Inhaltsstoffe. Warum das oft eine schwierige Beziehung ist."
Tipps für die Wahl der richtigen Sonnencreme bei Neurodermitis
Jede Haut ist anders – besonders bei Neurodermitis. Es gibt keine allgemeingültige „beste“ Sonnencreme, die alle Betroffenen gleichermaßen vertragen. Die Haut kann sehr unterschiedlich auf bestimmte Inhaltsstoffe reagieren. Was die eine Person gut verträgt, kann bei einer anderen Juckreiz oder Rötungen auslösen.
Auch der aktuelle Hautzustand spielt eine Rolle: Ist die Haut gerade gereizt, kann sogar eine sonst gut verträgliche Creme unangenehm sein. Umweltfaktoren wie Hitze, Schweiß oder Luftfeuchtigkeit beeinflussen zusätzlich, wie die Haut auf ein Produkt reagiert.
Deshalb ist die Auswahl der Sonnencreme sehr persönlich und hängt von vielen Faktoren ab.
Trial-and-Error: Warum Ausprobieren bei Sonnencremes wichtig ist
Deshalb gilt oft: Ausprobieren – also „Trial-and-Error“. Fachleute empfehlen, neue Produkte zunächst an einer kleinen Stelle (z. B. am Unterarm) zu testen. Zeigt sich innerhalb von 24–48 Stunden keine Reaktion, ist die Creme vermutlich gut verträglich.
Dieser vorsichtige Weg spart der Haut unnötige Irritationen und kann helfen, langfristig das passende Produkt zu finden. Wichtig: Sonnenschutz ist essenziell – auch wenn man empfindliche Haut hat. Wer Angst vor Reaktionen hat, sollte nicht ganz auf Schutz verzichten.
Patch-Tests: Allergien erkennen
Ein klassischer Patch-Test (Epikutantest) wird von Dermatolog*innen genutzt, um Kontaktallergien zu identifizieren. Dabei werden verdächtige Stoffe unter Pflaster auf die Haut geklebt – meist am Rücken. Die Hautreaktionen werden nach 48 und 72 Stunden ausgewertet. So lassen sich zum Beispiel Allergien gegen Duftstoffe oder Konservierungsstoffe nachweisen.
Was ist der Atopie-Patch-Test?
Für Menschen mit Neurodermitis gibt es eine besondere Variante: den Atopie-Patch-Test. Dabei werden Soforttyp-Allergene wie Pollen oder Hausstaubmilben auf die Haut aufgetragen. Reagiert die Haut mit Ekzemen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass das Allergen Neurodermitis-Schübe verstärkt.
Allerdings ist diese Methode nicht standardisiert und wird nur in speziellen Fällen empfohlen. Fachgesellschaften raten eher zu klassischen Tests, wenn eine zusätzliche Kontaktallergie vermutet wird.
Inhaltsstoffe im Blick: INCI-Liste verstehen – weniger ist oft mehr
Jedes Sonnencreme-Produkt besitzt eine INCI-Liste (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) auf der Verpackung.
Die INCI-Liste auf der Verpackung zeigt, welche Inhaltsstoffe in einer Creme enthalten sind – in absteigender Reihenfolge. Für Menschen mit empfindlicher Haut oder Neurodermitis ist sie ein wertvolles Werkzeug.
Zwei einfache Regeln:
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Vor dem Kauf prüfen: Wer weiß, auf welche Stoffe die Haut reagiert, kann gezielt Produkte vermeiden.
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Je kürzer, desto besser: Weniger Inhaltsstoffe bedeuten geringeres Risiko. Minimalistische Formulierungen sind oft besser verträglich.
Laien erkennen leider nicht immer auf Anhieb, welche chemischen Bezeichnungen für problematische Stoffe stehen. Zum Beispiel verbirgt sich hinter „Parfum“ oder englischen Begriffen wie „Fragrance“ jeder Art von Duftstoff – ein häufiger Neurodermitis-Trigger.
Wer unsicher ist, kann auf Hilfsmittel zurückgreifen: Es gibt Apps und Datenbanken (z.B. die ECARF-Produktdatenbank oder die COSMILE-App), die beim Entschlüsseln der INCI helfen und alarmieren, wenn bekannte Allergene enthalten sind. Auch Siegel wie das ECARF-Siegel oder das NEA Seal of Acceptance markieren Produkte, die strenge Verträglichkeitskriterien erfüllen und keine häufigen Allergene enthalten
UV-Filter in Sonnencremes
UV-Filter sind die zentralen Wirkstoffe in jeder Sonnencreme. Sie schützen die Haut vor UV-Strahlen – den Hauptverursachern von Sonnenbrand, vorzeitiger Hautalterung und Hautkrebs. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von UV-Filtern: mineralische und chemische, und beide funktionieren unterschiedlich.
Mineralische Filter: nicht immer ideal
Mineralische (auch physikalische) UV-Filter bestehen aus feinen Partikeln, meist Zinkoxid oder Titandioxid. Sie legen sich wie eine Spiegelschicht auf die Haut und reflektieren das Sonnenlicht. Deshalb wirken sie sofort nach dem Auftragen.
Nachteile mineralischer Filter:
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Sie können auf der Haut einen weißen Film hinterlassen (besonders bei dunkleren Hauttypen sichtbar).
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Manche Anwender empfinden die Textur als pastös oder schwer zu verteilen. Bei Neurodermitis kann eine schwer verteilbare, dichte Textur zusätzlich reizen und das Eincremen erschweren.
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Einige Formulierungen neigen dazu, die Haut leicht auszutrocknen oder ein „pudriges“ Gefühl zu hinterlassen. Auch das ist bei bereits trockener, sensibler Haut problematisch.
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Deshalb sind mineralische Filter zwar verträglich, aber nicht immer angenehm in der Anwendung – gerade, wenn man sie täglich auftragen soll.
Chemische Filter – modern, stabil und überraschend hautfreundlich
Chemische UV-Filter wirken anders: Sie ziehen in die oberste Hautschicht ein und wandeln die UV-Strahlung in Wärme um, bevor sie Schaden anrichten kann. Lange Zeit galten chemische Filter als problematisch – vor allem wegen früherer Varianten wie Benzophenon-3 (Oxybenzon), das häufiger Allergien oder photoallergische Reaktionen ausgelöst hat.
Heute sieht das anders aus: Moderne chemische Filter wie
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Tinosorb S & M (Breitbandfilter UVA/UVB)
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Uvinul A Plus (UVA)
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Mexoryl SX/XL (UVA/UVB)
sind gut erforscht, photostabil (zerfallen nicht bei Sonnenlicht) und in vielen Studien als reizarm und hautverträglich beschrieben worden – auch bei empfindlicher oder atopischer Haut. Diese Filter sind oft in hochwertigen Sonnencremes enthalten, die speziell für sensible Haut oder Neurodermitiker entwickelt wurden.
Warum sind moderne chemische Filter besser verträglich?
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Sie sind größer und stabiler gebaut, dringen weniger tief in die Haut ein.
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Sie sind weniger allergieauslösend und wurden in Studien mit empfindlicher Haut gut bewertet.
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Viele sind wasserfest und beständig gegen Schweiß und Reibung – ein Vorteil im Alltag und beim Sport.
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Studien, etwa im Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology (JEADV), zeigen, dass Sonnencremes mit modernen chemischen Filtern bei Kindern mit atopischer Dermatitis keine erhöhte Irritationsrate aufwiesen – im Gegenteil: Siewurden sogar oft besser akzeptiert, weil sie angenehmer aufzutragen sind als mineralische Cremes mit Weißel-Effekt.
Was zählt: Die Gesamtformulierung – nicht nur der Filtertyp
Wichtig zu verstehen: Die Art des UV-Filters ist nur ein Teil der Geschichte. Viel entscheidender ist, wie die gesamte Sonnencreme zusammengesetzt ist. Denn auch eine mineralische Sonnencreme kann bei Neurodermitis problematisch sein, wenn sie z. B. Alkohol, Duftstoffe oder aggressive Konservierungsmittel enthält.
Dermatologen betonen deshalb: Nicht der Filter an sich ist das Problem – sondern das Gesamtpaket.
Eine gut verträgliche Sonnencreme für Neurodermitiker sollte:
frei von Duftstoffen, Alkohol und reizenden Konservierern sein
für empfindliche oder atopische Haut ausgewiesen sein
eine angenehme Textur haben, damit sie regelmäßig angewendet wird
Deshalb: Keine Angst vor chemischen Filtern – wenn sie gut gemacht sind.
Viele moderne Varianten sind sehr gut verträglich, auch für empfindliche Haut. Entscheidend ist nicht allein die Filterart, sondern die Verträglichkeit der gesamten Formulierung. Wer eine chemische Sonnencreme gut verträgt, kann sie bedenkenlos nutzen – auch bei Neurodermitis.
Fazit: Sonnenschutz bei Neurodermitis ist anspruchsvoll – aber nicht unmöglich.
Wer weiß, worauf es ankommt, kann die Haut gezielt schützen: mit einer reizarmen Formulierung, wenigen Inhaltsstoffen, guter Pflege und unterstützenden Maßnahmen wie Kleidung oder Schatten.
Moderne Sonnencremes können viel – wenn sie gut gemacht sind. Und mit dem richtigen Produkt steht einem sicheren, entspannten Sommer auch für empfindliche Haut nichts mehr im Weg. ☀️🧴🌞 🧴👒
Quellen:
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). (2021). S3-Leitlinie: Atopische Dermatitis – Aktualisierte Version 2021. AWMF-Registernummer 013/027.
National Eczema Association (NEA). (n. d.). Sunscreen and eczema: What to look for in a product.
Uter, W., Gefeller, O., Schnuch, A., Gefeller, O., & Diepgen, T. L. (2010). Contact allergy to ingredients of sunscreen products: Results of the IVDK and review of the literature. Contact Dermatitis, 63(6), 311–318.
Cochrane Skin Group. (2022). Sunscreen for preventing sunburn and skin cancer in sensitive skin. Cochrane Database of Systematic Reviews.
European Academy of Dermatology and Venereology (EADV). (diverse Ausgaben). Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology (JEADV).
ECARF (Europäische Stiftung für Allergieforschung) – "Sonnenschutz – das sollten Menschen mit Allergie wissen"