Nicht jede Haut ist gleich betroffen.
Hast du dich auch schon mal gefragt, ob es Unterschiede in den Hauttypen und deren Reaktionen bei Neurodermitis gibt? Hier erfährst du mehr darüber, welche Unterschiede es gibt und wie du deine Haut optimal pflegen kannst.
Neurodermitis ist ein chronisches Hautleiden, das weltweit Millionen von Menschen betrifft. Neben Umweltfaktoren spielen genetische Veranlagungen eine entscheidende Rolle bei ihrer Entstehung. Studien zeigen, dass Neurodermitis in verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich häufig vorkommt. Dabei gibt es große Unterschiede in den Reaktionen der Haut und auch in den Symptomen.
Neurodermitis betrifft Menschen nicht in gleicher Weise. Bereits in früheren Artikeln haben wir betont, dass Neurodermitis sehr individuell verläuft. Die Pflege der Haut sollte deswegen auf jeden Fall individuell abgestimmt sein. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Hauttypen und ob es hier spezifische Unterschiede gibt. Außerdem geben wir Hinweise, wie du deine Haut am besten pflegen kannst!
Weltweite Verbreitung von Neurodermitis
Die Häufigkeit von Neurodermitis unterscheidet sich weltweit stark zwischen verschiedenen Regionen. Studien zeigen, dass die Erkrankung in Australien und Teilen Europas besonders häufig vorkommt. Wahrscheinlich wegen einer Kombination aus Umweltfaktoren und genetischen Einflüssen. In Indien und China z. B. tritt Neurodermitis seltener auf. Möglicherweise liegt das an den Genen oder an speziellen Umweltbedingungen. In Mitteleuropa schwankt die Häufigkeit der Erkrankung. Insgesamt zählt Neurodermitis aber zu den häufigsten Hautproblemen. Das trifft sowohl auf Kinder als auch auf Erwachsene zu.
Einfluss sozialer und wirtschaftlicher Faktoren
Neben den Genen beeinflussen auch soziale und wirtschaftliche Bedingungen das Auftreten und die Behandlungsmöglichkeiten von Neurodermitis. Der Zugang zu medizinischer Versorgung, Umweltverschmutzung und Ernährung unterscheidet sich je nach Region auf der Welt. Das kann das Krankheitsbild sehr stark beeinflussen.
Untersuchungen haben zum Beispiel gezeigt, dass Kinder in Städten häufiger an Neurodermitis leiden als Kinder am Land. Woran das liegt, ist noch nicht völlig klar. Möglicherweise spielt hier die Luftverschmutzung in der Stadt eine Rolle. Vielleicht liegt es auch daran, dass Kinder am Land mit mehr Bakterien und Natur in Kontakt kommen.
Wenn es nur einen begrenzten Zugang zu Ärzten oder medizinischer Versorgung gibt, kann das die Krankheit noch weiter verschlimmern.
Genetische Faktoren und die Rolle der Hautbarriere
Die genetische Veranlagung spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Neurodermitis. Besonders das Filaggrin-Gen (FLG) ist entscheidend für eine gesunde Hautbarriere. Menschen mit einer Mutation in diesem Gen haben ein höheres Risiko, an Neurodermitis zu erkranken. Das liegt daran, dass ihre Haut Feuchtigkeit schlechter speichern kann und durchlässiger für Reizstoffe ist. Auch genetische Unterschiede spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Neurodermitis. Bei europäischen Patienten hat etwa die Hälfte der Betroffenen eine Mutation im FLG-Gen. Bei Menschen mit asiatischer Abstammung liegt diese Mutation nur bei rund 27 %. Bei Menschen mit afrikanischer Abstammung kommt die Mutation sogar noch seltener vor.
Das Immunsystem und Entzündungen
Bei allen Patienten mit Neurodermitis zeigt das Immunsystem eine starke Reaktion. Das betrifft in erster Linie Entzündungen. Es gibt jedoch Unterschiede, wie diese Reaktionen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen ablaufen. Bei asiatischen Patienten ist die Entzündungsreaktion oft anders als bei anderen Gruppen, da bestimmte Immunzellen besonders aktiv sind. Diese Aktivierung führt zu einer anderen Art von Entzündung, die Ähnlichkeiten mit der Psoriasis aufweist. Bei afroamerikanischen Patienten sind die Werte eines bestimmten Immunglobulins, das mit allergischen Reaktionen in Verbindung steht, sehr hoch. Die Entzündung ist bei ihnen jedoch ebenfalls stark, wenn auch durch andere Mechanismen vermittelt. Bei europäischen Patienten dominiert die klassische TH2-Entzündungsreaktion mit erhöhter IL-4- und IL-13-Aktivität. Diese Unterschiede haben Auswirkungen darauf, wie die Krankheit behandelt werden sollte. Bestimmte Medikamente, die das Immunsystem gezielt beeinflussen, können je nach Patient unterschiedlich wirksam sein.
Klinische Präsentation und Diagnose
Neurodermitis zeigt sich in verschiedenen Hauttypen oft unterschiedlich, was die Diagnose herausfordernder machen kann. Bei Menschen mit hellerer Haut treten häufig rote Ekzeme mit sichtbarer Entzündung auf. Bei Menschen mit dunklerer Haut sind die Symptome oft weniger sichtbar und zeigen sich eher in Form von Pigmentveränderungen oder Verdickungen der Haut. Asiatische Hauttypen können zusätzlich zu einer verstärkten Trockenheit auch eine dichtere Hautverdickung (Lichenifikation) aufweisen. Diese Unterschiede können dazu führen, dass typische Symptome der Neurodermitis nicht immer sofort erkannt werden. Es ist daher besonders wichtig, dass medizinisches Fachpersonal geschult wird, um diese unterschiedlichen Erscheinungsbilder zu erkennen und Fehldiagnosen zu vermeiden.
Pflege von geplagter Haut
Feuchtigkeitspflege spielt bei der Behandlung von Neurodermitis eine entscheidende Rolle. Feuchtigkeitscremes, die reich an Lipiden sind, unterstützen die Wiederherstellung der Hautbarriere. Die Hautstruktur kann je nach Hauttyp variieren, wodurch sich auch die Wirksamkeit bestimmter Pflegeprodukte unterscheiden kann. Ein besonders wichtiger Punkt ist das regelmäßige Eincremen, wenn die Haut trocken ist. Dadurch erhält sie die dringend benötigte Feuchtigkeit.
Fazit
Neurodermitis ist eine komplexe Erkrankung, die in verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Symptome aufweisen kann. Diese Unterschiede machen eine vielfältige Diagnose und Therapie besonders wichtig. Eine verstärkte Forschung auf diesem Gebiet könnte langfristig dazu beitragen, bessere und gezieltere Behandlungsansätze für alle Betroffenen zu entwickeln.
Quellen
Racial differences in atopic dermatitis
Patrick M. Brunner, MD, MSc, Emma Guttman-Yassky, MD, PhD
https://www.annallergy.org/article/S1081-1206(18)31420-0/fulltext