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Neurodermitis & Erster Schultag: Was Eltern wissen müssen

August 31, 2023

Einleitung

Lisa hat Neurodermitis und heute beginnt ihr erster Schultag. Für Lisa beginnt jetzt eine aufregende neue Zeit, aber auch für ihre Mutter Christine stellen sich viele Fragen. Stress und Unsicherheit zählen zu den stärksten Triggern für Ekzeme bei Neurodermitis. Gerade außerhalb der gewohnten Umgebung können Ekzeme auch besonders belastend sein. Für Eltern von Kindern mit Neurodermitis gilt deswegen, dass die Zeit der Schulstarts besonders gut vorbereitet sein sollte. 

Wir haben deswegen eine Liste mit den hilfreichsten Tipps für den gelungenen Schulstart zusammengestellt. Lest weiter und erfahrt, wie der Start in diesen neuen Lebensabschnitt sicher klappt!

Das drei Säulen Modell für einen gelungenen Schulstart

Wir haben jahrelange Erfahrung im Umgang mit Neurodermitis und im Umgang mit Kindern, die Neurodermitis haben und in die Schule kommen. Zusätzlich haben wir die komplette wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema durchkämmt. Dabei ist herausgekommen, dass vor allem drei Säulen für einen erfolgreichen Schulstart entscheidend sind:

1 = die Lehrer

2 = die Klasse und Umgebung

3 = unser Kind

1. Lehrer sind Verbündete

Der wichtigste Tipp von allen, weil er den größten und langfristigen Einfluss darauf haben wird, wie gut ein Kind mit Neurodermitis in der Klasse zurechtkommen wird. Lehrer und Lehrerinnen sind die wichtigsten Verbündeten. Im Klassenalltag sind sie die Ansprechpersonen, sie verbringen die meiste Zeit mit eurem Kind und haben die allgemeine Verantwortung für das Wohlergehen der gesamten Klasse. Es ist deswegen von besonderer Bedeutung, dass ihr die Lehrerinnen und Lehrer euer Kind schon früh als Verbündete gewinnen könnt.

Das bedeutet nicht, dass die Lehrerin eures Kindes jetzt eure neue beste Freundin werden muss. Es bedeutet, dass ihr den Job der Lehrer (sich um das Wohlergehen der Klasse zu kümmern) so einfach wie möglich machen sollt. Wenn alle Seiten das Gefühl haben, dass es keine Unklarheiten gibt, dann können sich alle entspannen und sich auf die Schule konzentrieren. Das kommt nicht nur der Lehrerin zugute, sondern damit auch direkt eurem Kind und damit wieder euch selbst. Aber was könnt ihr konkret tun, damit sich Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit eurem Kind sicher fühlen?

1.1 Erklärt dem Lehrer die Neurodermitis eures Kindes

Neurodermitis bei Kindern ist weitverbreitet. Mittlerweile ist rund jedes vierte Kind davon betroffen. Allerdings unterscheiden sich die Schweregrade deutlich. Deswegen solltet ihr nicht automatisch davon ausgehen, dass die Lehrerin eures Kindes weiß, was Neurodermitis ist. Es ist wichtig, dass ihr schon früh das Gespräch sucht. Achtet darauf, ob euer Gegenüber bereits ein grundsätzliches Verständnis von Neurodermitis hat oder nicht. Wenn nicht, dann gebt eine kurze Erklärung. Dabei könnt ihr betonen, dass Neurodermitis nicht ansteckend ist, aber es zu teilweise sehr starken Juckreiz und Rötungen kommen kann. Vor allem, wenn gewisse Auslöser oder Trigger vorhanden sind.

1.2 Sprecht an, dass eurer Kind gestresster sein kann

Mehr als die Hälfte aller Kinder mit Neurodermitis hat einen unregelmäßigen Schlaf wegen der juckenden Haut. Auch im Unterricht sind juckende Stellen am Körper nicht gerade die beste Konzentrationshilfe. Wichtig ist, dass ihr diesen Punkt mit der Lehrerin bereits frühzeitig ansprecht. Sprecht auch an, dass euer Kind bei einem besonders schweren Schub mehr Zeit für Hausaufgaben oder andere Aufgaben in der Schule braucht. Wenn ihr das bereits vorher klärt, dann ist es nachher wesentlich einfacher dem Lehrer kurz Bescheid zu geben, dass die Hausaufgabe erst nächste Woche kommt.

1.3 Klärt den Lehrer über die Trigger eures Kindes auf

Wenn ihr bereist eine klare Vorstellung über die wichtigsten Trigger bei eurem Kind habt, dann lasst die Lehrerin das wissen. Erklärt, in welchen Situationen euer Kind besonders anfällig sein kann und welche Dinge ihr beobachtet habt. Dabei könnt ihr auch die Techniken ansprechen, mit denen ihr bereits gute Erfahrungen gemacht habt (z.B. Ablenkungen, Kratzklötzchen, Atemübungen etc.).

1.4 Beschreibt die Pflegeroutine für die Haut

Unserer Erfahrung nach sprecht ihr das Thema der Pflege am besten nach diesen anderen Punkten an. Erklärt dabei, dass das Jucken und die Rötungen bei eurem Kind wesentlich weniger schlimm sind, wenn die Haut regelmäßig richtig gepflegt wird. Sagt dabei auch dazu, dass ihr bereits eine gute Pflegeroutine entwickelt habt und eurer Kind sich damit auskennt. Die Aufgabe der Lehrerin oder der Lehrer in diesem Fall ist nur mehr, das Kind daran zu erinnern, nicht auf die Pflege zu vergessen. So gut wie kein Lehrer wird damit ein Problem haben.

Wenn ihr euch die Frage stellt, ob die Lehrerin nicht direkt die Pflege der Haut übernehmen kann, dann lest unseren Artikel hier dazu.

1.5 Erstellt eine schriftliche Anleitung für die Pflegeroutine

Am besten gebt ihr neben den Pflegeprodukten für eurer Kind auch eine schriftliche Anleitung für die Anwendung mit. Auch wenn euer Kind nicht lesen kann, kann sich der Lehrer an dieser Anweisung orientieren und dann eurem Kind davon erzählen. Unserer Erfahrung nach hat es sich bewährt, die Anleitung in kleiner Schrift am Computer zu schreiben, auszudrucken und mit Folie auf die Außenseite der Packungen zu kleben. Frei herumfliegende Zettel verschwinden nach zwei Tagen, handschriftliche Zettel kann niemand entziffern und nicht folierte Zettel werden feucht und unleserlich (es ist erstaunlich, was ein Kind alles in die Schultasche packt).

2. Die Schule und die Klasse

Die zweite wichtige Säule ist die Klasse selbst, bzw. die Schule und die Umgebung in der euer Kind den Schultag verbringen wird.

2.1 Seife in der Schule

Die meisten Schulen verfügen über normale Handseife. Je nachdem wie es eurem Kind damit geht, solltet ihr daran denken, eine spezielle Seife mitzugeben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Seifen in der Schule zu scharf sind und die Hände deswegen nach einer Woche feuerrot sind. Grundsätzlich ist das kein Problem, gebt eurem Kind einfach eine spezielle Handseife mit, die gut vertragen wird.

2.2 Hitze und Dreck

Alle Eltern werden das wissen, aber Kinder haben einen Bewegungsdrang. Einen großen Bewegungsdrang. Die Kinder sind in der Schule meistens in wesentlich größeren Gruppen unterwegs, als wir das als Eltern gewohnt sind. In den Pausen sind zwar immer Lehrer als Aufsichtspersonen anwesend, aber unserer Erfahrung nach werden Kinder in der Schule wesentlich dreckiger als zu Hause. Gleiches gilt für das Schwitzen und die Hitze, die bei der Bewegung entsteht. Schweiß, Schmutz und Staub können Auslöser für Ekzeme sein. Ihr könnt eurem Kind empfehlen, dass wenn es sich schmutzig gemacht hat, es sich nachher wäscht. Aber macht euch auch darauf gefasst, dass es das nicht immer tun wird und vor allem die erste Zeit mit mehr Problemen auf der Haut einhergeht.

2.3 Bastelmaterialien, Farben und Werken

Die Materialien für das Basteln oder die bildnerische Erziehung, die Farben oder andere Dinge können ebenfalls Trigger für die Haut sein. Vor allem, wenn euer Kind anfällig für Ekzeme auf den Händen ist, solltet ihr darauf achten. Wie bei dem vorher gesagten gilt es euer Kind daran zu erinnern, sich besonders gründlich die Hände zu waschen, wenn es mit diesen Materialien gearbeitet hat. Im schlimmsten Fall könnt ihr euch mit den Lehrerinnen und Lehrern kurzschließend und spezielle, hypoallergene Farben oder Materialien besorgen. Allerdings empfehlen wir euch, dass wirklich nur als allerletzte Maßnahme zu verwenden, wenn es ansonsten überhaupt nicht geht. Es ist einerseits ein teilweise riesiger Aufwand für euch und andererseits sollte euer Kind so wenig wie möglich das Gefühl haben, ein Außenseiter zu sein.

2.4 Heizkörper und Fenster

Zu große Hitze kann ein Trigger sein, das gilt auch für Heizkörper in den Klassen. Manche Klassenräume sind wirklich merkwürdig konstruiert und es kommt zu einem schlechten Durchzug der warmen Luft durch den gesamten Raum. Gleichzeitig sitzen eine Menge Menschen in einem kleinen Raum zusammen, was nicht unbedingt einen positiven Einfluss auf das Raumklima hat. Sprecht bei der Lehrerin eures Kindes an, dass es nach Möglichkeit nicht in der Nähe des Heizkörpers sitzt. Am besten wäre neben der Tür oder dem Fenster. Als Argument nehmt ihr einfach, dass der Juckreiz dadurch weniger schlimm wird und sich euer Kind besser konzentrieren kann bzw. weniger stört. Macht euch kein Gedanken über das umsetzen, Lehrer sind wahre Meister darin, die Sitzordnung in der Klasse gekonnt zu verändern. Es wird kein Problem für euer Kind sein.

3. Euer Kind

Die letzte Säule ist euer Kind selbst. Die Schule ist eine Möglichkeit, die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern. Deswegen darf euer eigenes Kind nicht in diesem Konzept fehlen.

3.1 Sprecht mit eurem Kind über die Pflege

Wenn euer Kind in die Schule kommt, gilt es einen Teil der täglichen Pflegearbeit von dem Kind erledigen zu lassen. Achtet deswegen darauf, ob euer Kind sich gut genug mit der Pflegeroutine auskennt und ob es weiß, wann es welche Produkte verwenden soll. Wenn ihr euch unsicher seit, könnt ihr einen sogenannten “Thinking Aloud Test” (Laut Denk Test) verwenden. Gebt eurem Kind eine typische Aufgabe, die es im Rahmen der Pflege in der Schule erledigen muss. Bittet eurer Kind dabei laut mitzusprechen, was es sich gerade denkt. So könnt ihr relativ leicht erkennen, bei welchen Dingen sich euer noch schwertut und wo es bereits sicher ist. Im Anschluss könnt ihr die problematischen Dinge gezielt trainieren und damit Sicherheit vermitteln.

3.2 Besprecht die Trigger

Wahrscheinlich habt ihr bereits eine gute Vorstellung davon, welche Situationen oder Materialien bei eurem Kind einen Schub auslösen können. Macht aber nicht den Fehler davon auszugehen, dass euer Kind sich ebenfalls gleich gut auskennt. Schließlich beobachtet ihr seit Jahren den Zustand eures Kindes und seit zu wahren Experten geworden. Das gilt nicht automatisch für euer Kind. Ihr könnt dieses Thema ansprechen, indem ihr eurer Kind einfach fragt, welche Dinge seiner oder ihrer Meinung nach einen Schub auslösen. Falls wichtige Dinge fehlen, könnt ihr die anschließend leicht ergänzen.

3.3 Geht schnelle Maßnahmen bei juckender Haut durch

Es gibt viele Maßnahmen, welche bei juckender Haut dabei helfen können, nicht sofort zu kratzen. Das können Ablenkungstechniken, Atemübungen oder sonstige Hilfsmittel sein. Wie bei den Triggern gilt auch hier, dass ihr nicht automatisch davon ausgehen solltet, dass euer Kind kompetent mit diesen Techniken umgehen kann. Ihr könnt euch diesem Thema spielerisch nähern. Schlag eurem Kind vor, dass ihr gerne einen Tag in der Schule durchspielen möchtet. Bittet eurer Kind sich vorzustellen, dass es in der Schule sitzt und plötzlich eine typische Stelle stark zu jucken beginnt. Jetzt fragt es, was es machen würde und bittet darum, dass es nicht redet, sondern die Handlung nachspielt. So seht ihr rasch, ob euer Kind zuerst daran denken würde sich zu kratzen oder eine der Techniken verwendet. Wenn euer Kind sich kratzt, ist das kein Problem. Zeigt ihm auf spielerische Weise, welche Technik es noch verwenden kann und probiert es anschließend noch einmal. Dieses sogenannte “Simulationstraining” kann bei Kindern gut funktionieren. Weil das Kind die Bewegungen in der “Simulation” bereits durchgeführt hat, fällt es in der tatsächlichen Situation leichter sich nicht zu kratzen.

3.4 Erklärt die Auslöser in der Schule

Weiter oben haben wir einige Auslöser besprochen, die vor allem in der Schule öfter vorkommen können. Sprecht mit eurem Kind über mögliche Auslöser, die im Schulalltag auftreten können und was eurer Kind dagegen machen kann. Auch wenn euer Kind nur über mögliche Trigger Bescheid weiß, kann das schon sehr hilfreich für euch sein. Unserer Erfahrung nach sprechen die Kinder eher über mögliche Auslöser in der Schule, wenn sie bereits eine ungefähre Ahnung von möglichen Quellen haben. Als Eltern haben wir es damit ungemein leichter, mögliche Trigger einzugrenzen und eventuell Maßnahmen zu ergreifen. Wenn ihr das schon vorher besprecht, dann könnt ihr diese klassische Situation vermeiden:

Wie war es in der Schule? 
Gut. 
Warum hast du feuerrote Hände?! 
Weiß nicht.

3.5 Sagt eurem Kind, dass ihr stolz seid

Einer der wichtigsten Punkte, sagt eurem Kind, dass ihr stolz seid! Eurer Kind macht jetzt einen großen Schritt in die Selbstständigkeit. Das kann nicht nur für euch belastend und unheimlich sein, sondern auch für die Kinder. Gebt eurem Kind das Gefühl, dass ihr ihm zutraut, diesen Schritt zu gehen. Ja, euer Kind hat Neurodermitis, aber das ist nicht das Ende der Welt. Es kann auch eine echte Möglichkeit sein, Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. Indem ihr eurem Kind vermittelt, dass ihr ihm zutraut, sich diesen Aufgaben zu stellen, kann sich eine große Selbstsicherheit entwickelt. Das kann sogar ein Vorteil gegenüber Kindern sein, die keine Neurodermitis haben.

Abschluss

Der erste Schultag, jetzt ist es so weit. Wir haben so viele Jahre in den Umgang mit Neurodermitis investiert, Bücher gelesen, Dinge gekauft, Therapien gemacht und jetzt auf einmal soll unser Kind das alles alleine machen? Wie soll das nur gehen? Unserer Erfahrung nach leichter als gedacht. Ja, es wird natürlich Herausforderungen geben. Aber die Zeit der Schule muss nicht nur eine Zeit der Herausforderungen sein. Es kann auch eine Zeit der Chancen sein. Chancen, unseren Kindern ein großes Selbstwertgefühl und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit mitzugeben. Wie kann das gelingen? Indem wir unsere Kinder gut auf die Schule vorbereiten, aber ihnen dann auch zutrauen, diesen wichtigen Schritt selbstständig zu machen. Wir stehen natürlich immer mit Rat und Tat zur Seit, aber unsere Kinder können das, wenn wir sie lassen. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit, also selbst eine Wirkung auf die Welt zu haben, ist eines der wichtigsten Faktoren für die Gesundheit. Wissenschaftliche Studien haben herausgefunden, dass eine hohe Selbstwirksamkeit einen massiven Einfluss auf die mentale und körperliche Gesundheit von Menschen hat. Genau diese Erfahrung können unsere Kinder jetzt machen.

Wenn ihr euch dabei an unsere Liste haltet, dann habt ihr die größten Hindernisse bereits aus dem Weg geräumt. Der erste Schultag ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine tolle Chance für euch und eure Kinder.

Alles Gute für euch und eure Familien. Euren Kindern wünschen wir einen wundervollen ersten Schultag!

Foto der LipidCare Verpackung

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