Neurodermitis ist eine der am weitesten verbreiteten chronischen Hautleiden im Kindesalter. Typisch sind entzündete, juckende Hautstellen, die das Wohlbefinden der Kinder stark beeinträchtigen. Vor allem bei Kindern unter drei Jahren ist Neurodermitis sehr präsent, da sie oft schon im Säuglingsalter beginnt.
Aber wie häufig kommt es bei Kleinkindern tatsächlich zu Neurodermitis, und welche Ursachen lösen sie aus?
Dieser Artikel – Teil 1 – liefert einen Überblick über das Auftreten von Neurodermitis bei Kindern, mit speziellem Fokus auf Kleinkinder unter drei Jahren. Er gibt Einblicke in Untersuchungen zu weltweiten und mitteleuropäischen Häufigkeiten. Außerdem schauen wir uns an, was verschiedene Studien über Auslöser und Risikofaktoren verraten.
Ein Blick auf die ISAAC-Studie (2009)
Neurodermitis ist eine der am stärksten verbreiteten chronischen Hautkrankheiten bei Kindern. Die Häufigkeit – auch „Prävalenz“ genannt – schwankt dabei stark von Region zu Region.
Prävalenz meint den Anteil einer Bevölkerungsgruppe, der zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum an einer Krankheit leidet. Dieser Wert hilft, die Verbreitung einer Erkrankung wie Neurodermitis besser zu verstehen.
Die International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC) war ein wichtiger Schritt, um das Ausmaß dieser Krankheit weltweit zu erfassen. In dieser Studie ging es um Atemwegserkrankungen und Allergien bei Kindern, wobei auch die Neurodermitis-Häufigkeit untersucht wurde.
Die ISAAC-Studie zeigt, dass die Häufigkeit von Neurodermitis bei Kleinkindern (0–3 Jahre) stark schwanken kann. Nach den Ergebnissen von Odhiambo et al. sind zwischen 2 % und 20 % der Kinder betroffen, besonders in wohlhabenden Stadtregionen liegt der Wert hoch.
In Mitteleuropa liegt die Rate in dieser Altersklasse bei rund 10 %. Das wird meist mit Einflüssen wie Umweltbedingungen, erblichen Anlagen und der Lebensweise in Verbindung gebracht. Gerade in städtischen Gebieten ist die Allergenbelastung höher, was das Risiko einer atopischen Dermatitis verstärken kann.
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Häufigkeit von Neurodermitis. Laut ISAAC-Studie nimmt die Zahl der Fälle ab, wenn Kinder älter als drei Jahre sind. Trotzdem bleibt sie eine wichtige Gesundheitsfrage. Laut den Ergebnissen leiden rund 10 % bis 15 % der Kinder weltweit, die älter als drei Jahre sind, weiterhin unter atopischer Dermatitis.
Die ISAAC-Studie (International Study of Asthma and Allergies in Childhood) gilt als eine der größten und verlässlichsten Untersuchungen in der Allergieforschung.
Sie beinhaltet Daten von Millionen Kindern aus vielen Ländern und Kontinenten. Dank dieser riesigen Stichprobe und der zahlreichen beteiligten Regionen liefern ihre Ergebnisse einen umfassenden Blick auf weltweite Trends bei Asthma, Allergien und Neurodermitis.
Einheitliche und standardisierte Methoden bei der Datenerhebung erhöhen die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Gebieten. Durch die Übersetzung und Anpassung der Fragebögen in diverse Sprachen wurden auch kulturelle Unterschiede berücksichtigt.
Besonders interessant ist die Vielfalt der erfassten Daten: Es ging nicht nur um die Häufigkeit der Krankheiten, sondern auch um mögliche Risikofaktoren wie Umwelt, Lebensweise und genetische Voraussetzungen. Damit entstand ein breites Bild der Krankheit und ihrer Ursachen.
Mehrere Phasen der ISAAC-Studie erstreckten sich über viele Jahre. Das ermöglicht auch Einblicke in längerfristige Entwicklungen rund um Neurodermitis und andere allergische Erkrankungen.
Insgesamt liefert die ISAAC-Studie einen wertvollen, weltweit anerkannten Überblick zu Neurodermitis. Die gewonnenen Erkenntnisse sind in Forschung und Gesundheitsplanung hoch angesehen und werden entsprechend genutzt.
Neue Studien und Berichte zeigen, dass Neurodermitis und andere allergische Leiden weltweit zunehmen – vor allem in industrialisierten Ländern. In diversen Nachfolgestudien wurde festgestellt, dass die Verbreitung von Allergien, einschließlich Neurodermitis, in manchen Regionen weiter ansteigt. Besonders in hoch entwickelten Ländern ist der Anteil meist größer als in weniger entwickelten Gegenden.
Auch nationale Gesundheitsstudien belegen, dass sich die Prävalenz von Neurodermitis bei Kindern in den letzten Jahrzehnten erhöht hat.
Das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland führt regelmäßig Gesundheitsstudien durch, um den Überblick über verschiedene Erkrankungen zu wahren – dazu zählen auch chronische Hautleiden. Laut RKI entwickeln 15 % bis 20 % aller Kinder während ihrer Kindheit irgendwann Symptome einer atopischen Dermatitis. Somit ist Neurodermitis bei Kindern weit verbreitet.
Nach dem Gesundheitsmonitoring des RKI sind ungefähr 4,7 % der Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren aktuell von Neurodermitis betroffen (Schmitz et al., 2014). Bei älteren Kindern nimmt die Häufigkeit meist ab.
Dieses Ergebnis macht deutlich, wie oft diese Krankheit gerade in den ersten Lebensjahren auftritt. Häufig beginnen die Beschwerden bereits in der Babyzeit.
Die Berichte des RKI und ähnliche Untersuchungen liefern aktuelle, repräsentative Daten zur Gesundheit in Deutschland. Solche Zahlen sind wichtig, um das Ausmaß der Erkrankung einzuschätzen und gezielt reagieren zu können.
Zwischen 0 und 3 Jahren tritt Neurodermitis besonders oft auf. Typisch sind trockene, entzündete und juckende Hautbereiche, die betroffene Kinder und deren Familien stark belasten – sowohl körperlich als auch seelisch.
Ein gründliches Verständnis der Auslöser und Risikofaktoren hilft dabei, gute Vorbeugungs- und Behandlungsmaßnahmen zu entwickeln.
Ein wichtiger Risikofaktor ist die genetische Veranlagung. Gibt es in der Familie bereits Fälle von Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen, ist das Risiko für die Kinder höher. Studien weisen darauf hin, dass etwa Veränderungen im Filaggrin-Gen die Hautbarriere schwächen können. Filaggrin ist für die Struktur und Funktion der Hautbarriere verantwortlich. Ist diese Schutzschicht nicht stark genug, dringen Reizstoffe leichter ein und lösen Entzündungen aus.
Umweltfaktoren beeinflussen ebenfalls das Geschehen. In Städten ist die Zahl der betroffenen Kinder oft größer. Das hängt mit Luftverschmutzung und einer generell höheren Allergenbelastung zusammen. Pollen, Milben oder Schimmel können bei einer angegriffenen Hautbarriere schneller Reaktionen hervorrufen. Auch Kälte und trockene Luft können den Zustand verschlechtern, weil sie die Haut zusätzlich austrocknen.
Die Rolle der Ernährung ist komplex und Gegenstand intensiver Forschungen. In den ersten Lebensjahren bestimmen vor allem Stillen und die Einführung verschiedener Lebensmittel die Ernährung des Kindes. Stillen gilt oft als schützender Faktor, da Muttermilch viele Nährstoffe und Abwehrstoffe enthält. Kommt es hingegen sehr früh zur Gabe stark allergener Nahrungsmittel wie Kuhmilch oder Eiern, kann das bei erblich vorbelasteten Kindern das Risiko für Neurodermitis steigern.
Die Hygiene-Hypothese besagt, dass Kinder, die in sehr sauberen Haushalten aufwachsen, möglicherweise keine ausreichende Auseinandersetzung mit Keimen haben. Dadurch könnte sich ihr Immunsystem nicht optimal entwickeln, was zu übertriebenen Reaktionen und Allergien wie Neurodermitis führen kann. Umgekehrt kann der Kontakt mit verschiedenen Mikroorganismen das Immunsystem stärken und das Risiko senken.
Häufig tritt Neurodermitis nicht allein auf. Manche Kinder leiden zudem unter anderen Allergien, was man als „atopischen Marsch“ bezeichnet: Die Kleinen haben zuerst Neurodermitis, später kommen Asthma oder Heuschnupfen hinzu. Vermutlich teilen diese Krankheiten bestimmte Prozesse im Immunsystem.
Auch psychische Belastungen spielen eine Rolle. Wenn Familien unter Stress stehen, kann sich das Hautbild verschlimmern. Eltern berichten oft, dass Juckreiz und Ausschläge in angespannten Zeiten zunehmen – weshalb eine ganzheitliche Behandlung sinnvoll ist, die auch das seelische Wohlbefinden im Blick hat.
Insgesamt entsteht Neurodermitis bei Kleinkindern durch ein Zusammenspiel genetischer, umweltbedingter und psychologischer Einflüsse. Ein vertieftes Verständnis dieser Bereiche erlaubt gezieltere Vorbeugung und maßgeschneiderte Therapien für betroffene Kinder und ihre Familien.
Die steigende Zahl der Neurodermitis-Fälle wird laut Forschern durch viele Faktoren begünstigt. Dazu zählen etwa eine veränderte Umwelt, ein höherer Hygienestandard, Luftverschmutzung, Ernährungsumstellungen und ein anderer Lebensstil – vor allem in industrialisierten Ländern. All diese Punkte können das Immunsystem beeinflussen und das Risiko erhöhen.
Hier die häufigsten Gründe:
All diese Punkte zeigen, warum die ersten Lebensjahre für das Auftreten von Neurodermitis besonders kritisch sind. Mit der weiteren Entwicklung von Hautbarriere und Abwehrsystem nehmen die Symptome bei vielen Kindern ab, wenn sie älter werden.
Neurodermitis bei Kindern unter drei Jahren ist ein vielschichtiges Phänomen, das von erblichen Faktoren, Umwelteinflüssen und Lebensstil geprägt wird. Um Vorsorge und Behandlung zu verbessern, ist es wesentlich, die Ursachen und Risiken zu kennen. Vor allem in industrialisierten Ländern, wo die Erkrankung zunimmt, können gezielte Informationen und moderne Ansätze in der Therapie die Lebensqualität der kleinen Patienten deutlich steigern.
Im zweiten Teil beschäftigen wir uns genauer mit den Symptomen, dem Verlauf der Krankheit und praktischen Tipps, damit es deinem kleinen Schatz bald besser geht!
Hat dir dieser Artikel weitergeholfen? Teile ihn doch mit anderen Eltern und allen, die Interesse an diesem Thema haben. So können wir gemeinsam das Bewusstsein für Neurodermitis bei Kleinkindern erhöhen und betroffenen Familien Mut machen!Schau dir außerdem unsere speziell für Neurodermitis entwickelten Produkte an, die die Haut von Kleinkindern unterstützen und Linderung verschaffen. Wir möchten allen Menschen – ob groß oder klein – zu einer gesünderen Haut verhelfen!
Spergel, J. M. (2010). From atopic dermatitis to asthma: The atopic march. Annals of Allergy, Asthma & Immunology, 105(2), 99-106. DOI:10.1016/j.anai.2009.10.002
Schmitz, R., Thamm, M., Ellert, U., Kalcklösch, M., & Schlack, R. (2014). Verbreitung häufiger Allergien bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse der KiGGS-Studie – Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 57(7), 771–778.
Odhiambo, J. A., Williams, H. C., Clayton, T. O., Robertson, C. F., & Asher, M. I. (2009). Global variations in prevalence of eczema symptoms in children from ISAAC Phase Three. Journal of Allergy and Clinical Immunology, 124(6), 1251-1258.e23.
https://doi.org/10.1016/j.jaci.2009.10.009
Qiu, L., Yang, L., Li, H., Jiang, J., Xiao, Y., Zhao, X., Wang, H., & Luo, X. (2025). Projected Epidemiology of Atopic Dermatitis in Children From 2022 to 2050: Findings From the Global Burden of Disease Study 2021. Clinical & Experimental Allergy. https://doi.org/10.1111/cea.14618