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Der Rebound Effekt bei Neurodermitis - Teil 2

December 11, 2024

Neurodermitis und den Rebound-Effekt verstehen: Risiken und Lösungen

Neurodermitis ist eine entzündliche Hauterkrankung, die oft einen chronischen Verlauf nimmt. Ihre Hauptmerkmale sind trockene, juckende Haut und oftmals schwer behandelbare Ekzeme, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. In akuten Schüben verschreiben Ärzte häufig kortisonhaltige Salben, da diese schnell Erleichterung bringen und die Symptome effektiv lindern.

Allerdings sind kortisonhaltige topische Medikamente nicht ohne Nachteile. Ein wichtiger Aspekt ist das richtige Absetzen dieser Salben, da ein abruptes Absetzen zu einem sogenannten Rebound-Effekt führen kann. Dieser Effekt ist wie eine steile Talfahrt nach einer angenehmen Bergauf-Tour: Die Symptome kehren oft mit großer Intensität zurück und können sich vorübergehend verschlimmern, bevor eine Besserung eintritt.

Im ersten Teil Der Rebound-Efekt bei Neurodermitis - Teil 1 haben wir die Unterschiede zwischen Kortikosteroiden und Kortison sowie die Mechanismen und Symptome des Rebound-Effekts näher beleuchtet.

Im zweiten Teil erfährst du mehr über die langfristigen Folgen unsachgemäßer Anwendung von z. B. Kortison. Außerdem teilen wir mit dir praktische Tipps, wie du den Rebound-Effekt vermeiden oder bestmöglich versorgen kannst. Bleib dran!

Was löst den Rebound-Effekt aus?

Der Rebound-Effekt tritt häufig nach dem Absetzen von Medikamenten oder Behandlungen auf, insbesondere nach dem Einsatz von topischen Steroiden (darunter kortisonhaltige Salben) oder anderen entzündungshemmenden Mitteln. 

Die Hauptsymptome können eine Verschlimmerung der ursprünglichen Beschwerden sein, wobei die betroffenen Hautstellen oft stärker gerötet, geschwollen oder gereizt sind. Zudem kann es zu intensivem Juckreiz kommen. Bei einigen Betroffenen konnte eine verstärkte Trockenheit der Haut oder das Auftreten von neuen Hautausschlägen beobachtet werden. In ganz schwerwiegenden Fällen kann es zu einer sogenannten „Kortikosteroid -Entzugsdermatitis“ (Red Skin Syndrome) kommen. Diese gravierende Reaktion wird meistens nach Absetzen starker Kortikosteroiden (dazu gehört u.a. Kortison) verursacht und kann einen sehr schweren Hautausschlag verursachen, der im schlimmsten Fall monatelang anhalten kann.

Nicht nur der Körper leidet 

Der Rebound-Effekt kann nicht nur körperliche, sondern auch erhebliche psychologische Auswirkungen haben, insbesondere bei Menschen mit chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis. Patienten, die diesen Rebound-Effekt durchleben, fühlen sich wie in einem Teufelskreis gefangen: Die Medikamente, die ihnen helfen sollten, verschlimmern letztlich das Problem und ihr Leiden.

Wenn nach dem Absetzen einer Behandlung die Symptome schlimmer zurückkehren, kann dies zu Frustration führen. Betroffene fühlen sich oft enttäuscht, weil die erhoffte Verbesserung sich in eine Verschlechterung verwandelt hat.

Die Unvorhersehbarkeit des Rebound-Effekts kann zu erhöhter Angst führen. Betroffene sorgen sich um die Kontrolle über ihre Symptome und die mögliche Notwendigkeit, wieder auf stark wirkende Medikamente zurückgreifen zu müssen.

Hautprobleme sind oft sichtbar und können das Selbstbewusstsein beeinträchtigen. Eine Verschlimmerung der Symptome kann dazu führen, dass Betroffene negative Gefühle gegenüber ihrem Aussehen entwickeln.

Aufgrund der sichtbaren Symptome ziehen sich manche Menschen aus sozialen Aktivitäten zurück. Sie könnten sich isoliert fühlen oder befürchten, dass andere sie negativ beurteilen. Die zusätzliche Belastung durch körperliche Beschwerden kann den Alltag stressiger gestalten. Das Gefühl, die Hauterkrankung nicht im Griff zu haben, kann weiteren Stress verursachen.

Lang anhaltende oder sich verschlimmernde Symptome können zu einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit führen. Bei einigen können diese Gefühle in ernste depressive Zustände übergehen, wenn keine Unterstützung oder Bewältigungsstrategien vorhanden sind.

Es ist wichtig, dass Menschen, die den Rebound-Effekt erleben, Unterstützung erhalten, die nicht nur medizinische, sondern auch psychologische Hilfe bieten können. Der Austausch mit anderen Betroffenen oder professionelle Beratung kann helfen, besser mit den psychischen Herausforderungen umzugehen.

Viele Patienten, die Kortikosteroide verwenden, können sich hilflos fühlen, insbesondere wenn sie erleben, dass ihre Symptome nach dem Absetzen der Medikamente zurückkehren oder sich verschlimmern. Diese Sorge kann dazu führen, dass sie eine Abhängigkeit von den Kortikosteroiden entwickeln, da die kurzfristige Linderung durch die Anwendung der Medikamente oft verlockend ist.

Diese Abhängigkeit kann tatsächlich zu einem unsachgemäßen Gebrauch der Medikamente führen. Wenn Patienten aus Angst vor einem Rebound-Effekt die Anwendung der Kortikosteroide nicht korrekt beenden oder sie länger und häufiger verwenden als empfohlen, steigt das Risiko von Nebenwirkungen. 

Unsachgemäße Anwendung von kortisonhaltigen Salben:
Langfristige Folgen und Risiken

Die unsachgemäße Anwendung oder das falsche Absetzen von kortisonhaltigen Salben kann mehrere Risiken mit sich bringen, die sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen auf die Hautgesundheit und das allgemeine Wohlbefinden haben können. Hier sind die wichtigsten Risiken, über die du Bescheid wissen solltest.

Ein abruptes Absetzen von Kortison kann zum bereits erwähnten Rebound-Effekt führen, bei dem die Symptome schlimmer zurückkehren als vor der Behandlung. Dies geschieht, weil der Körper sich daran gewöhnt hat, die Entzündungen mithilfe des Kortisons zu kontrollieren.

Langfristige oder unsachgemäße Anwendung von Kortison kann dazu führen, dass die Haut dünner wird (Hautverdünnung - Atrophie). Dies macht sie anfälliger für Verletzungen, blaue Flecken und Infektionen und kann das Aussehen beeinflussen.

Besonders bei hochpotenten Steroiden kann die Elastizität der Haut darunter leiden, was zur Bildung von Dehnungsstreifen (Striae) führen kann, vor allem an besonders sensiblen Hautstellen. Diese sind oft dauerhaft.

Die Haut kann an behandelten Stellen heller (Hypopigmentierung) oder dunkler (Hyperpigmentierung) werden, was als Nebenwirkung der Langzeitanwendung von Kortison auftreten kann.

Die immunsuppressive Wirkung von Kortison kann das Risiko für Hautinfektionen erhöhen, da die Abwehrkräfte der Haut geschwächt sind und zu einem erhöhten Risiko für bakterielle, virale oder Pilzinfektionen führen. Bei großflächiger oder hochdosierter Anwendung können Kortikosteroide in den Blutkreislauf gelangen und zu systemischen Nebenwirkungen führen, wie z.B. Erhöhung des Blutzuckerspiegels, Bluthochdruck oder eine Beeinträchtigung des Wachstums bei Kindern.

Tachyphylaxie ist ein Prozess, bei dem die Haut auf wiederholte Anwendungen von Kortison immer weniger anspricht. Dies kann zu einer Abhängigkeit von stärkeren Dosen oder stärkeren Steroiden führen, um die gleiche Wirkung zu erzielen.

Eine Verschleierung der Symptome durch übermäßige Kortison-Anwendung kann dazu führen, dass andere zugrunde liegende Erkrankungen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß dieser Nebenwirkungen von der Stärke des Steroids, der Anwendungsdauer, dem Anwendungsbereich (z.B. Gesicht oder Körper) und der individuellen Empfindlichkeit abhängen. Um diese Risiken zu minimieren, sollten Kortikosteroide grundsätzlich nur in Absprache mit einem Arzt verwendet werden, und es sollten immer die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, um die Hautgesundheit zu schützen.

Aufgrund dieser Risiken ist es entscheidend, Kortison-Salben nur nach ärztlicher Anweisung zu verwenden und einen klaren Plan für deren Anwendung und Absetzung zu befolgen. Eine regelmäßige Rücksprache mit einem Dermatologen kann helfen, die Anwendung sicher und effektiv zu gestalten und die besten Ergebnisse für die Hautgesundheit zu erzielen.

Was kannst du tun, um den Rebound-Effekt zu vermeiden bzw. zu minimieren?

Da abruptes Absetzen von Kortikosteroiden (darunter Kortison) eine der Hauptursachen für den Rebound-Effekt ist, ist die erste und wichtigste Maßnahme sanftes Ausschleichen des Medikamentes. Tapering-Strategien funktionieren sehr gut dabei, die Dosis von Medikamenten schrittweise zu verringern, um den gefürchteten Effekt zu vermeiden. Bei der Behandlung von Neurodermitis mit kortisonhaltigen Salben ist ein solches Vorgehen besonders wichtig, um den Körper an niedrigere Dosen zu gewöhnen und die Wahrscheinlichkeit einer Verschlimmerung der Symptome nach dem Absetzen zu reduzieren. 

Folgende Strategien können dir bei der Reduzierung helfen:

Anstatt die kortisonhaltige Salbe sofort abzusetzen, könnte man zunächst die Häufigkeit der Anwendung reduzieren - das nennt sich Tapering (Reduktion - Verkleinerung). Zum Beispiel von zweimal täglich auf einmal täglich, dann jeden zweiten Tag, und so weiter, bis die Salbe vollständig abgesetzt ist.

Während der Tapering-Phase kann die gleichzeitige Anwendung von intensiv feuchtigkeitsspendenden Cremen hilfreich sein. Diese können helfen, die Haut zu beruhigen und die Barrierefunktion zu unterstützen, während die Steroide reduziert werden.

Betroffene können die Steroide in verschiedenen Bereichen der Haut unterschiedlich schnell reduzieren. Stärkere Bereiche könnten länger behandelt werden, während mildere Bereiche früher vom Steroid abgesetzt werden können.

Wenn starke Steroide verwendet werden, könnte ein Wechsel zu einer schwächeren Steroid-Creme als Zwischenschritt nützlich sein, bevor diese dann vollständig abgesetzt wird.

Regelmäßige Überwachung der Hautreaktionen während des Tapering-Prozesses ist entscheidend. Bei Anzeichen eines Rebounds oder bei Auftreten anderer Symptome sollte die Tapering-Strategie angepasst werden.

Es ist wichtig, das Tapering schrittweise und unter der Aufsicht eines Dermatologen oder Arztes durchzuführen. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf die Reduzierung von Steroiden, daher ist es entscheidend, einen individuellen Plan zu erstellen. Diese Strategien können helfen, den Rebound-Effekt zu minimieren und die Kontrolle über die Hautgesundheit zu behalten.

Alternativen zu Kortison und Co: hautfreundlichere Wege

Angesichts der Risiken, die mit dem Rebound-Effekt und der langfristigen Anwendung von Kortikosteroiden verbunden sind, ist es wichtig, alternative Behandlungsstrategien zu kennen, die helfen können, Neurodermitis zu kontrollieren, ohne einen Rückfall zu provozieren. Glücklicherweise gibt es alternative Behandlungsmethoden, die helfen können, die Symptome zu lindern und den Rebound-Effekt zu vermeiden oder abzumildern. 

Feuchtigkeitscremen und Hautbarriere-Therapie

Eine gestörte Hautbarriere ist ein Hauptmerkmal der Neurodermitis. Durch die regelmäßige Anwendung von pflegenden und aufbauenden Feuchtigkeitscremen kann die Haut gestärkt und besser vor äußeren Reizen geschützt werden. Hier eignen sich Probiotika besonders, da sie das Hautmikrobiom wieder in ein gesundes Gleichgewicht bringen. Diese lebenden Mikroorganismen helfen dabei, schädliche Bakterien zu verdrängen und die Hautbarriere zu stärken. Produkte, die speziell probiotische Inhaltsstoffe enthalten, können eine sanfte, natürliche und effektive Unterstützung bei Neurodermitis bieten. 

Regelmäßiges Eincremen mit probiotischen Feuchtigkeitscremen hilft, die Hautbarriere zu stärken, die Feuchtigkeit in der Haut zu halten und die Haut vor äußeren Reizstoffen zu schützen. 

Phototherapie

Die Lichttherapie, insbesondere mit UVB-Strahlen, kann bei Neurodermitis-Patienten hilfreich sein. Sie reduziert Entzündungen und stärkt die Hautbarriere ohne das Risiko von Nebenwirkungen wie bei Kortikosteroiden. Allerdings ist eine sorgfältige Überwachung erforderlich, um Hautschäden durch die UV-Strahlung zu vermeiden.

Kaltkompressen und Umschläge: 

Diese können Juckreiz und Entzündungen lindern, wenn sie auf betroffene Stellen angewendet werden. Sie bieten eine sofortige, jedoch kurzfristige Linderung von Beschwerden.

Entspannungstechniken:

Stress ist ein bekannter Auslöser für Neurodermitis-Schübe. Techniken wie Yoga, Meditation und Achtsamkeitstraining können helfen, Stress abzubauen und Schübe zu minimieren.

Diätanpassungen

Manchmal können bestimmte Nahrungsmittel Auslöser für Neurodermitis sein. Eine Eliminationsdiät, begleitet von einem Ernährungsberater, kann helfen, potenzielle Auslöser zu identifizieren und zu vermeiden.

Trigger erkennen und vermeiden

Die Identifikation und Vermeidung von Triggerfaktoren ist ein wichtiger Schritt, um einem Schub entgegenzuwirken. Zu den häufigsten Auslösern zählen Allergene wie Hausstaubmilben, Pollen oder bestimmte Nahrungsmittel, aber auch Umwelteinflüsse wie trockene Luft, Stress und irritierende Substanzen in Hautpflegeprodukten. Durch die Vermeidung dieser Auslöser kann das Risiko eines Neurodermitis-Schubes minimiert und der Einsatz von Kortison vielleicht sogar ganz vermieden werden.

Fazit

Der Rebound-Effekt stellt für viele Menschen mit Neurodermitis eine bedeutende Herausforderung dar, insbesondere wenn kortisonhaltige Salben abrupt abgesetzt werden. Dieser Effekt kann zu einer Verschlechterung der Symptome führen, was nicht nur körperlich, sondern auch emotional belastend ist.

Durch ein schrittweises Tapering können diese negativen Auswirkungen jedoch reduziert werden. Eine durchdachte und gut überwachte Reduzierung hilft, den Körper allmählich an das Fehlen entzündungshemmender Medikamente zu gewöhnen und gleichzeitig die Hautgesundheit zu erhalten. Unterstützende Maßnahmen, wie die Anwendung von Feuchtigkeitscremen und Probiotika, können den Übergang erleichtern.

Wir bei Lanbiotic verstehen die Herausforderungen des Rebound-Effekts aus eigener Erfahrung. Deshalb haben wir uns darauf konzentriert, Lösungen zu entwickeln, die die Haut sanft unterstützen und das Wohlbefinden verbessern. Schau dir unsere informativen Artikel auf dem Blog an, die dir helfen können, deine Haut ins Gleichgewicht zu bringen.

Außerdem haben wir die probiotische Feuchtigkeitspflege Lipid Care entwickelt. Sie baut das Schutzschild der Haut - die Hautbarriere - wieder auf, pflegt sie, indem sie ihr die verlorene Feuchtigkeit und Fette zurückgibt. Lipid Care ist nicht nur im Akutfall eine wertvolle Unterstützung, sondern auch eine ausgezeichnete Präventivmaßnahme - lieber vorsorgen, als versorgen :-) 

Haben dir unsere Artikel zum Rebound-Effekt gefallen? Dann gefallen dir sicher auch unsere anderen Artikel - schau vorbei, teile und lasse andere daran teilhaben. Damit alle gesunde Haut haben!

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Quellen

Fukaya M, Sato K, Sato M, Kimata H, Fujisawa S, Dozono H, Yoshizawa J, Minaguchi S. Topical steroid addiction in atopic dermatitis. Drug Healthc Patient Saf. 2014 Oct 14;6:131-8. doi: 10.2147/dhps.s6920. PMID: 25378953; PMCID: PMC4207549.