gestresste Frau mit Baby beim Arbeiten

Stress als Neurodermitis-Auslöser: Ursachen, Symptome & Lösungen

Neurodermitis ist eine chronische Hauterkrankung, die durch entzündete, juckende und trockene Hautstellen gekennzeichnet ist. Sie betrifft Millionen von Menschen weltweit, insbesondere Kinder. Ihre genaue Ursache ist nicht vollständig geklärt, aber es ist allgemein bekannt, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Eine zentrale Rolle bei Neurodermitis spielt Stress.

In diesem Artikel gehen wir auf die komplexe Beziehung zwischen Stress und Neurodermitis ein, um besser zu verstehen, wie Stress den Krankheitsverlauf beeinflussen kann und welche therapeutischen Ansätze es gibt. Im Anschluss stellen wir dir eine einfache und wirksame Methode vor, Stress zu reduzieren, das Nervensystem zu regulieren und so die Wahrscheinlichkeit eines Schubs zu verringern.

Stress: Ein unterschätzter Faktor

Stress ist ein bekanntes Phänomen, das bei vielen Menschen den Zustand der Haut beeinflussen kann. Bei Neurodermitis-Betroffenen scheint der Zusammenhang besonders ausgeprägt zu sein. Studien und klinische Beobachtungen zeigen, dass Stress die Symptome von Neurodermitis verschlimmern kann, während eine stressfreie Umgebung zur Verbesserung der Hautgesundheit beitragen kann. Doch wie genau führt Stress zu einer Verschlechterung der Symptome?

Wie Stress den Körper beeinflusst

Stress aktiviert das sogenannte "Kampf-oder-Flucht-System" im Körper. Dabei werden Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Diese Hormone lassen das Herz schneller schlagen, die Atmung wird schneller, und die Durchblutung der Haut ändert sich. Bei Menschen mit Neurodermitis kann Stress die Entzündung der Haut verstärken.

Cortisol, auch bekannt als "Stresshormon", hat eine doppelte Wirkung. Kurzfristig kann es Entzündungen bremsen, aber bei dauerhaftem Stress wird das Gleichgewicht gestört. Dadurch verstärken sich Entzündungen im Körper, was Symptome wie Juckreiz, Rötungen und Hautschuppungen verschlimmert. Der ständige Kreislauf aus Stress und Hautproblemen kann die Krankheit chronisch machen.

Der Juckreiz-Stress-Zyklus

Ein weiteres Problem für Neurodermitis-Betroffene ist der Juckreiz, der eine der häufigsten und belastendsten Beschwerden bei dieser Erkrankung darstellt. Der Juckreiz verstärkt nicht nur das subjektive Leiden, sondern erzeugt auch einen psychischen Teufelskreis. Der Drang, sich zu kratzen, verstärkt die Hautentzündung und verschlechtert die Symptome weiter, was wiederum den Stresspegel erhöht.

Stress kann also nicht nur die Haut direkt beeinflussen, sondern auch über den Juckreiz indirekt die Psyche belasten. Der permanente Kreislauf aus Entzündung, Juckreiz und Stress stellt für viele Betroffene eine enorme Herausforderung dar.

Psychosoziale Auswirkungen von Neurodermitis

Die Auswirkungen von Neurodermitis sind nicht nur auf den physischen Bereich begrenzt. Für viele Menschen ist die Erkrankung mit erheblichen psychosozialen Belastungen verbunden. Der sichtbare Hautausschlag kann zu Scham, Angst und sozialer Isolation führen. Besonders bei Jugendlichen, die in einer Phase der Identitätsfindung und des sozialen Kontakts sind, kann Neurodermitis das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Dies kann wiederum zu erhöhtem Stress und verstärktem Kratzen führen.

Darüber hinaus kann die ständige Sorge um die Hautgesundheit und die Schwierigkeiten, eine geeignete Behandlung zu finden, ebenfalls Stress verursachen. Der Druck, die Haut in einem akzeptablen Zustand zu halten, kann die mentale Gesundheit stark belasten und die Krankheitssymptome verschlimmern.


Umgang mit Stress und Neurodermitis

Da Stress eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von Neurodermitis spielt, ist es wichtig, Stressbewältigungsstrategien in die Behandlung der Erkrankung zu integrieren.

Hier sind einige Ansätze und Methoden, die helfen können, den Stress zu reduzieren und die Symptome zu lindern:

  • Entspannungstechniken: Yoga, Achtsamkeitsübungen, Meditation und progressive Muskelentspannung können helfen, den Stresspegel zu senken und das Wohlbefinden zu steigern.

  • Psychologische Unterstützung: Ein Psychotherapeut oder Facharzt für Verhaltenstherapie kann helfen, die psychischen Belastungen besser zu bewältigen.

  • Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann Stress abbauen und die Stimmung verbessern.

  • Lebensstil und Hautpflege: Eine gute Hautpflege, ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung können die Resilienz gegenüber Stress erhöhen.

  • Ernährungsumstellung: Eine entzündungshemmende Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien kann vorteilhaft sein.

Eine gute Übung: Die 4-7-8-Atemtechnik

Zum Abschluss möchten wir dir eine einfache und effektive Methode vorstellen: die 4-7-8-Atemtechnik. Sie stammt aus dem Pranayama-Yoga und hilft, den Körper zu entspannen, indem sie die Atmung kontrolliert. Die Technik reguliert das Nervensystem, beruhigt den Geist und kann helfen, Neurodermitis-Schübe zu reduzieren.

So geht’s:

  1. Setze dich bequem hin.

  2. Lege deine Zunge an die Rückseite deiner oberen Schneidezähne.

  3. Atme vollständig durch den Mund aus.

  4. Atme leise durch die Nase ein (4 Sekunden lang).

  5. Halte den Atem an (7 Sekunden lang).

  6. Atme langsam durch den Mund aus (8 Sekunden lang).


Fazit

Die Wechselwirkung zwischen Stress und Neurodermitis ist komplex und vielschichtig. Stress ist im Leben unvermeidbar, gerade in unserer modernen, hektischen Welt. Umso wichtiger ist es, zu lernen, wie man im Akutfall mit Stress umgeht und wie man vorbeugend Stress vermindert.

Eine umfassende Behandlung von Neurodermitis sollte daher nicht nur die Hautpflege und medikamentöse Therapie umfassen, sondern auch Strategien zur Stressbewältigung und psychologischen Unterstützung einbeziehen. Nur durch einen ganzheitlichen Ansatz lässt sich der Teufelskreis aus Stress, Entzündung und Hautbeschwerden wirksam durchbrechen.



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Quellen

Haut und Psychosomatik – Psychodermatologie heute
Uwe Gieler, Tanja Gieler, Eva Milena Johanne Peters, Dennis Linder. 2020

Hautkrankheiten: Wechselwirkung zwischen Haut und Psyche
ärzteblatt.de

Was sind die Risikofaktoren für Neurodermitis (atopisches Ekzem)?
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